Der Sommer 2010 ist heiß wie selten. Fast täglich Temperaturen über 30 Grad. Wer zu dieser Jahreszeit arbeiten muss, trifft nicht selten an seinem Arbeitsplatz auf eine schweißtreibende Hitze. Viele kirchliche Beschäftigte berichten, dass das Arbeiten ab dem Mittag zur Qual wird.
Da kommt doch die am 23. Juni 2010 bekannt gemachte neue technische Regel für Arbeitsstätten ASR A3.5 "Raumtemperatur" wie gerufen. Sie konkretisiert die Vorgaben an Raumtemperaturen aus der Arbeitsstättenverordnung. Sie gilt für Arbeits-, Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-, Kantinen- und Erste-Hilfe-Räume, an die betriebstechnisch keine spezifischen raumklimatischen Anforderungen gestellt werden (z. B. Kühlräume).
Ein Trugschluss ist allerdings der Glaube mancher Beschäftigter, dass der Arbeitgeber grundsätzlich für einen kühlen Arbeitsplatz zu sorgen hat und die Tätigkeit bei Überschreiten einer bestimmten Raumtemperatur eingestellt werden kann. Die ASR A3.5 legt zwar fest, dass die Raumtemperatur 26 Grad nicht überschreiten soll. Sollte es aber trotzdem dazu kommen, dann legt sie zu ergreifende Maßnahmen fest, welche beispielhaft aufgeführt werden. Dies können z. B. sein:
- effektive Steuerung des Sonnenschutzes (z. B. Jalousien auch nach der Arbeitszeit geschlossen halten)
- effektive Steuerung der Lüftungseinrichtungen (z. B. Nachtauskühlung)
- Reduzierung der inneren thermischen Lasten (z. B. elektrische Geräte nur bei Bedarf betreiben)
- Lüftung in den frühen Morgenstunden
- Nutzung von Gleitzeitregelungen zur Arbeitszeitverlagerung
- Lockerung der Bekleidungsregelungen
- Bereitstellung geeigneter Getränke (z. B. Trinkwasser)
Dem Arbeitgeber steht es frei, welche Maßnahmen er zum Schutz der Beschäftigten ergreift. Natürlich sollte die Mitarbeitervertretung im Rahmen ihrer allgemeinen Aufgaben und der konkreten Mitbestimmungsmöglichkeit bei der Festlegung der Grundsätze der Arbeitsplatzgestaltung an den Regelungen entsprechend mitwirken.
Erst bei einer Raumtemperatur von über 35 Grad ist der Raum ohne Ergreifen entsprechender Maßnahmen nicht als Arbeitsraum geeignet.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat folgende Tipps parat, um den Arbeitsalltag in der augenblicklichen Hitzeperiode erträglicher zu gestalten:
- Lüften Sie den Arbeitsraum in den frühen Morgenstunden. Am effektivsten ist eine Querlüftung, das heißt gegenüberliegende Fenster und Türen weit öffnen.
- Bei klimatisierten Büroräumen sollte die Raumtemperatur nicht mehr als sechs Grad unter der Außentemperatur liegen. So vermeiden Sie beim Gang ins Freie einen Hitzekollaps bzw. eine Erkältung.
- Unnötige Wärmequellen wie Drucker, Scanner oder Kopierer sollten nicht im Arbeitsraum platziert oder zumindest eingeschränkt genutzt werden.
- Bei der Nutzung eines Tisch- oder Standventilators ist darauf zu achten, das der Luftstrom nicht zu stark eingestellt wird, da sonst ein „steifer Hals“ droht.
- Nutzen Sie Gleitzeitvereinbarungen im Sommer und fangen Sie Ihren Arbeitstag früher an. So können Sie die heißen Sonnenstunden im Grünen verbringen.
- Tragen Sie bei hochsommerlichen Temperaturen helle, luftdurchlässige und locker sitzende Kleidung. Für eine Abkühlung zwischendurch kühles Wasser über die Handgelenke fließen lassen. Das ist einfach und effektiv.
- Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit im Sommer zu sich. Zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag werden im Normalfall empfohlen. Wichtig ist, dass Sie rechtzeitig vor dem Durstgefühl trinken und die Menge gleichmäßig auf den Tag verteilen. Kühle, aber nicht eiskalte Getränke löschen den Durst am besten. Besonders geeignete Getränke sind zum Beispiel Trink- und Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, Kräuter- und Früchtetees sowie verdünnte Fruchtsäfte. Sie ersetzen neben dem Wasser auch die durch Schwitzen verloren gegangenen Elektrolyte und Mineralstoffe. Entgegen hartnäckiger Mär wirkt Kaffee nicht dehydrierend, so dass Sie darauf bei Sommertemperaturen nicht verzichten müssen.
- Gestalten Sie Ihren Speiseplan im Sommer mit leichten Gerichten. Gut geeignet sind leichtverdauliche Obst- und Gemüsesalate sowie Kaltschalen. Wer auf Deftiges nicht verzichten will, kann auch halbe Portionen verlangen. Als perfekter Snack für Zwischendurch ist die Banane ohne Konkurrenz. Sie liefert schnell Mineralstoffe und Energie.
Siegfried Wulf